72 heiße Elche
Es ist schon ein paar Tage her, als ich bei Facebook postete, dass bei mir jetzt 72 Elche einen heißen Po bekommen. Ich geb ja zu, das war nur die halbe Wahrheit und ließ Platz für reichlich Fantasie ;-)
Die Variante "Elchsteaks" hab ich aber sicherheitshalber gleich ausgeschlossen. Elchsteaks mache ich auch nicht mit dem Bügeleisen. Und nicht nur die Elchpopos wurden heiß, sondern gleich die ganzen Tiere. Einmal heiß bügeln steht nämlich auf der Rückseite meiner Textilfarbe ...
Ich mag sie schon lange nicht mehr, die buntbedruckten Adventskalender, in denen eingebettet in ganz viel Plastik mehr oder weniger billige Schokolade den Kindern die Wartezeit versüßen soll. Und ich seh sie dabei vor mir, die Fotos der Kinder, die weit weg von uns für einen Hungerlohn für die großen Konzerne Kakaobohnen ernten und deren Eltern sich garantiert keine Schokolade leisten können.
Als ich ein Kind war, hing in unserer Küche ein Adventskalender aus Pappe. Um eine große Tanne aus Velourpapier reihten sich beklebte Streichholzschachteln. Das war die Zeit mit dem Kohleofen in der Küche, Feuerzeuge hatten wir noch nicht. Das Wort "Upcycling" kannte hier vermutlich auch noch niemand, aber praktiziert wurde es trotzdem.
Geduld war damals auch so eine Sache für mich. So manches Mal, wenn ich mich unbeobachtet fühlte, schob ich das eine oder andere Schächtelchen einen Spalt auf und schaute hinein. Es konnte auch passieren, dass ich an einem Morgen nur noch ein Gummibärchen fand ... die anderen hatten an einem der Vortage meinen ach so großen Appetit auf Süßes schon stillen müssen. Aber ganz leer war es nie ...
Dieser Kalender hing viele Dezember ... in der Küche meiner frühen Kindheit und auch in der nächsten Küche. Er gehörte zu den weihnachtlichen Traditionen einfach dazu. Keiner erwartete jedes Jahr einen neuen, nur gefüllt wurde er immer wieder.
Für meine Kinder hab ich schon vor Jahren kleine Säckchen aus Cordresten genäht. Jahr für Jahr wartete ich am Abend des 30. November auf den Zeitpunkt, an dem Ruhe in den Kinderzimmern eingekehrt war, um sie zu füllen. Meistens sind es Süßigkeiten, bewusst ausgesucht. Geknotet an einen Tampen ... wir wohnen ja schließlich an der Ostsee ... hängen sie im Flur.
Nach und nach habe ich meine Adventskalender auch für liebe Menschen in meinem Umfeld genäht und freu mich jedes jahr wieder, wenn ich sie hängen sehe. Da lag es nahe, diesmal auch welche zum Verkauf im Unikate in Greifswald zu machen (Korrektur 2016 ... ich bin umgezogen ins eigene Atelier in Stralsund und da gibt es jetzt den Elchkalender).
Während draußen das Herbstlaub golden in Richtung Boden schwebte hab ich also den selbstgeschnitzten Stempel rausgeholt und dann das Bügeleisen bevor die Nähmaschine fast heiß lief.
Hihi, geschummelt hab ich aber beim Fotoshooting. In einem Flur, in dem sich die ersten Umzugskisten stapeln, sieht es beim besten Willen nicht vorweihnachtlich aus ...